Pflege des Milchgebisses

Hier beantwortet Frau Dr. Lena Schwabe häufig von Eltern gestellte Fragen

Wann soll die Zahnpflege bei Milchzähnen beginnen?

Schon der erste Milchzahn will gepflegt werden! Beginnen Sie mit einer kleinen, weichen Kinderzahnbürste (z.B. Oral B Stages 1 oder Tepe Mini). Wichtig ist das elterliche Putzen: Abends bitte eine erbsengroße Menge Kinderzahnpasta mit Fluorid auf die Bürste geben. Nach dem Zähneputzen gibt es dann auch nichts Süßes mehr zu trinken oder zu essen. Die Fluoridtabletten sind dann nicht notwendig, und Vitamin D sollte als Monopräparat gegeben werden.

Kann ich mein Kleinkind schon an das Zähneputzen gewöhnen?

Da in den ersten Lebensmonat die Welt über das Ertasten mit dem Mund erkundet wird, kann dem Kind bereits vor dem ersten Zahn eine Lernbürste gegeben werden. Damit kann es sich an das Gefühl der Bürste gewöhnen. Dafür stehen unterschiedliche erste Bürsten wie z.B. das NUK Zahnpflege-Lernset mit Schutzring und Fashy Babys erste Zahnbürste zur Verfügung.

 

Was ist die beste Zahnputztechnik?

Schieben Sie die Oberlippe nach oben. Sind die Schneidezähne sauber oder ist Zahnbelag zu sehen? Achten Sie darauf, dass Sie beim Zähneputzen alle Zähne und alle Zahnflächen reinigen. Setzen Sie die Zahnbürste mit den Borsten leicht schräg zum Zahnfleischsaum an und rütteln Sie dann auf der Stelle. Putzen Sie die Zähne des Kindes im Schoß eines Elternteils oder auf dem Wickeltisch, um eine gute Sicht in den Mund zu haben.

Putzen Sie zuerst die Kauflächen, dann die Außenflächen der Zähne, danach die Innenflächen (KAI- Methode). Diese Reihenfolge kann dann auch Ihr Kind nach putzen.

 

Was sollte ich bei der Ernährung des Kindes in Hinsicht auf die Zähne beachten?

Verzichten Sie auf die Gabe von zuckerhaltigen Getränken aus der Nuckelflasche (insbesondere gesüßte Tees, Instanttees, Obstsäfte, verdünnte Obstsäfte). Die Säfte enthalten viel Fruchtzucker und Säure, auch wenn „ohne Zuckerzusatz“ auf der Verpackung steht. Dies ist schlecht für die Zähne. Nehmen Sie stattdessen ungesüßten Tee oder Mineralwasser.

Geben Sie Ihrem Kind die Nuckelflasche nicht zum Dauergebrauch, zur „Selbstbedienung“ oder in der Nacht.

Sobald Ihr Kind ein Jahr alt ist, lassen Sie es aus einer Tasse, einem Glas oder einem Becher trinken. Meist wird noch gekleckert – geben Sie Wasser, das macht keine klebrigen Flecken. Eine Trink-Lernflasche („Schnabeltasse“) brauchen die meisten Kinder nicht. Wenn doch, nur einen Monat lang – dann weg damit!

Vermeiden Sie viele Zwischenmahlzeiten und nutzen Sie die „zahnfreundlichen“ Süßigkeiten (Kennzeichnung mit dem Zahnmännchen, Informationen dazu finden Sie unter: www.zahnmaennchen.de).

Flouridierung – Wie schütze ich die Zähne meines Kindes?

Karies ist eine Infektionskrankheit und entsteht durch das Zusammenwirken von kariesauslösenden Mikroorganismen (Plaque), unzureichender Mundhygiene und Fehlernährung (häufige Zufuhr von Zucker). Neben diesen Hauptfaktoren gibt es viele Nebeneinflüsse, die die Entstehung von Karies begünstigen.

Heutzutage ist es möglich durch verschiedene prophylaktische Maßnahmen die Entstehung von Karies zu verhindern bzw. initial entstandene Läsionen zum Stillstand zu bringen. Die wichtigste kariesprophylaktische Maßnahme ist dabei die Gabe von Fluoriden.

Dachte man früher, dass vor allem das vor dem Zahndurchbruch eingebaute Fluorid kariesprophylaktisch wirksam wäre, so ist es heute wissenschaftlich belegt, dass vornehmlich die nach dem Zahndurchbruch einwirkenden Fluoride auf die Zahnoberfläche für die kariesprophylaktische Effekte verantwortlich sind.

Aus diesem Grunde empfehlen wir nach den Empfehlungen unserer Dachgesellschaft (DGZMK) folgendes Fluoridierungsschema:

Wirkungsweise von Fluoriden

Karies als Erkrankung des Zahnhartgewebes, entsteht durch langfristige Einwirkung der Stoffwechselprodukte von Kariesbakterien in den Zahnbelägen (Plaque). Von den kariogenen Bakterien in dieser Plaque werden Zucker (auch Fruchtzucker) zu organischen Säuren verstoffwechselt, wodurch der pH-Wert im Speichel sinkt. Wird ein saurer pH-Wert erreicht, der kleiner als 5,5 ist, findet die Demineralisierung des Zahnes statt. Bei der Demineralisation wird die mineralische Hauptkomponente des Schmelzes, Hydroxylapatit (auch Apatit-(CaOH)), gelöst. Nimmt die Säurekonzentration wieder ab und der pH-Wert steigt, können die im Speichel gelösten Ionen dem Schmelz wieder zugeführt werden (Remineralisation). Bei langen Einwirkenzeiten von Säure verschiebt sich das Gleichgewicht zur Demineralisation. Dies hat einen Verlust von Zahnmineralien zur Folge, wodurch über Monate oder Jahre Löcher (Kavitäten) entstehen können.

Neben der Beschränkung der Zuckeraufnahme und der gründlichen Entfernung der Zahnbeläge gilt die Prophylaxe mit Fluorid als wirksame Möglichkeit, die Entstehung von Karies zu verhindern. Sind Fluorid-Ionen im Speichel vorhanden und ist der pH-Wert höher als 4,5, bildet sich auf der Schmelzoberfläche Fluorapatit. Diese Form des Apatits ist weniger anfällig gegenüber Säureeinwirkung. Damit ist der Zahn widerstandsfähiger gegenüber einwirkenden Säuren gebildet durch die kariogenen Bakterien.

Fluoridierungsmaßnahmen ermöglichen eine optimale Kariesprävention, allerdings kann ein Verschlucken nicht immer vermieden werden. Dies gilt insbesondere für Kinder im Alter unter vier Jahren. Überhöhte Fluorideinnahmen können dann zu ästhetischen Beeinträchtigungen in Form von weißlichen Schmelzflecken an den bleibenden Zähnen führen. Deshalb achten Sie bei zugeführten Fluoridpräparaten darauf, dass es nicht zu viele sind und keine mögliche Überdosierung vorliegt.

Wie kann man Karies verhindern?

Karies ist eine Infektionskrankheit. Die Übertragung der auslösenden Keime (Streptokokken und Laktobazillen) in die Mundhöhle kann erst erfolgen, wenn Zahnoberflächen zur Anheftung dieser Bakterien zur Verfügung stehen.

Meist erfolgt diese Ansteckung schon im Säuglingsalter!

  • Ein Elternteil leckt den Sauger der Trinkflasche, oder den Schnuller ab.

  • Beim Füttern wird mit dem Löffel des Kindes probiert, ob die Nahrung nicht zu heiß ist.

Zusätzlich kann es später durch zuckerreiche Ernährung zu einer Vermehrung dieser Keime kommen.

Trotzdem sollen Sie weiterhin Ihr Kind herzen können! Vermeiden Sie einfach die oben beschriebenen Verhaltensweisen. Benutzen Sie einen eigenen Löffel fürs Probieren der Babynahrung und haben Sie einfach einen weiteren Schnuller zum Ersatz dabei.

 

Wann kommen denn die ersten Zähne?

Der Milchzahndurchbruch beginnt in der Regel im Unterkiefer mit den mittleren Schneidezähnen. Dies geschieht meistens im 5. bis 8. Lebensmonat. Im Anschluss (8.-10. Lebensmonat) daran brechen im Oberkiefer die mittleren Schneidezähne durch. Folgend brechen die mittleren Schneidezähne zuerst im Unterkiefer und dann im Oberkiefer durch (10.- 16. Lebensmonat). In weiterer Reihenfolge erscheinen die Milcheckzähne, die ersten Milchmolaren und die zweiten Milchmolaren in der Mundhöhle. Das Milchzahngebiss ist in der Regel im 30. Lebensmonat vollständig. Allerdings sind die Durchbruchszeiten sehr variabel.

 

Wann sollte das Kind das erste Mal den Zahnarzt besuchen?

Am besten ist es, Ihr Kind gewöhnt sich frühzeitig angstfrei an die Atmosphäre in der Praxis. Dafür bringen Sie Ihr Kind am Einfachsten zu Ihrer Routinekontrolle mit. Dies kann auch schon im Säuglingsalter sein. Dann kann man spielerisch mit dem Kind die Behandlung erkunden.

Was ist besser: Schnuller oder Daumen?

Der Saugreflex ist angeboren. Schon im Mutterleib nuckelt das ungeborene Baby am Daumen. Neben der Nahrungssicherung dient dieser Reflex durch Hormonausschüttung zur Beruhigung und Entspannung.

Ob Schnullern den Zähnen bzw. dem Kiefer Schäden zufügen, hängt von der Nutzungsdauer ab. Eltern sollten darauf achten, dass der Schnuller nicht durchgehend, jedoch in der richtigen Größe genutzt wird. Es sollte eher die Regel sein, dass der Schnuller nicht im Mund ist und nur zu gewissen Zeiten Anwendung findet. Beginnt das Kind am Daumen zu lutschen, ist es besser, einen Schnuller anzubieten. Das Nuckeln am Schnuller wird nachweislich früher vom Kind aufgegeben als Lutschen am Daumen. Beide Nuckelarten (Daumen und Schnuller) können zu Fehlstellungen der Zähne und dem Kiefer führen, sofern sie über einen längeren Zeitraum ausgeübt werden. Die Abgewöhnung des Schnullers sollte spätestens bis zum dritten Geburtstag erfolgen (wünschenswert bis zum zweiten Geburtstag).

Durch den ständigen Gebrauch des Schnullers drohen Zahn- und Kieferfehlstellungen.

Außerdem steigt mit der fortlaufenden Nutzung des Schnullers das Risiko hinsichtlich Sprachstörungen, die sich durch Aussprachefehler und Zungenfehlstellungen äußern.

 

Individualprophylaxe – die weitere Betreuung Ihres Kindes...

Die gute Pflege des Milchgebisses sichert die Kariesfreiheit im bleibenden Gebiss. Mit dem 6. Lebensjahr kommt es zum Zahndurchbruch der ersten bleibenden Molaren. Diese treten hinter dem Milchzahnbogen in die Mundhöhle ohne das ein Milchzahn verloren geht. Dies geschieht meist unauffällig. Wichtig ist das dieser erste bleibende Zahn schon während des Wachtums geschützt wird.

Zum Schutz aller bleibenden Zähne dient das bis zum 18. Lebensjahr geltende Individualprophylaxeprogramm. Dazu zählen folgende Maßnahmen:

• Verbesserung der Mundhygiene mit dem kindgerechten Darstellen der Zahnbeläge und die Übung von Zahnpflegemaßnahmen.

• Intensive Fluoridierungsmaßnahmen professionell in der Praxis, sowie die Instruktion von Flouridierungsmaßnahmen zu Hause.

• Versiegelung von Fissuren: Auf den Kauflächen werden die „zerklüfteten“ Oberflächen mit Kunststoffen geglättet, so dass für Bakterien keine Schlupfnischen mehr bestehen

Bitte vereinbaren Sie dafür zweimal jährlich einen Termin bei uns!